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Ankündigungen in der Presse

Artikel in der "Glaube und Heimat" vom 08.06.2018

Artikel in der OTZ vom 06.06.2018

 

Schlussspurt: Camburger Orgel wird am Sonntag geweiht

 

Die Orgelbauer aus Bad Liebenwerda haben zum Schlussspurt angesetzt

beim Aufbau der neuen Orgel in der Camburger Stadtkirche – Orgelweihe am Sonntag06. Juni 2018 / 02:59 Uhr

 

Dornburg-Camburg. Wer in diesen Tagen die Stadtkirche von Camburg durch das große Portal betritt, dem klingen sofort die Ohren. Schnelle Läufe, die Tonleiter hinauf und herunter wechseln sich ab mit lang anhaltenden Tönen, dann wieder ein und derselbe Ton im Stakkato. Mit jedem Anschlag verändert er sich ein klein wenig. „Jetzt ist er gut so, aber geh‘ noch mal zu Gustav“, ruft Orgelbaumeister Markus Voigt vom Spieltisch der Orgel hinauf ins Gehäuse. Dort sitzt sein junger Kollege Lukas Ehlert, von Beruf auch Orgelbaumeister, und hantiert an den kleineren Metallpfeifen. Er nimmt die „g“-Pfeife noch mal aus ihrer Halterung, ein geschickter Handgriff, dann steht das schmale Zinn-Blei-Rohr wieder neben den anderen. Der Chef am Spieltisch schlägt „Gustav“ noch einmal an, lauscht dem Ton nach – und ist diesmal zufrieden.

 

„Eine Orgelpfeife besteht aus mindestens drei Teilen, dem kegelförmigen Fuß, dem langen Körper und dem „Kern“ dazwischen, jenem eingelöteten Blech, dessen Winkel und Spalt, durch den der „Wind“ aus dem Fuß nach oben streicht und den typischen Orgelpfeifenton erzeugt. „Da gibt es für den versierten Orgelbauer einige Stellschrauben, mit denen er den Ton bestimmen kann“, erklärt Michael Greßler. Der Pfarrer an der Stadtkirche von Camburg ist in den vergangenen Jahren selbst zum Fast-Orgelfachmann geworden. Seit sieben Jahren beschäftigt ihn das Orgel-Mammutprojekt. Beim Blick hinauf zu den Orgelprospekten, in denen die größten Pfeifen silbern und kupfern strahlen, strahlt auch Pfarrer Greßler. Ihm ist die Freude anzusehen, dass die Vision, „Camburg eine neue Stimme zu geben“, Realität geworden ist.

Anfangs habe es manchen Zweifler gegeben, ob die Kirchgemeinde das Vorhaben stemmen könne, die kaum mehr spielbare Orgel durch eine neue zu ersetzen. Auch, weil stattliche 428 000 Euro aufzubringen waren, um die neue Orgel zu bezahlen. 55 000 Euro hat der Kirchenkreis dazu gegeben, 5000 Euro waren Lottomittel, den Rest hat die Kirchgemeinde an Spenden eingeworben – insgesamt 345 000 Euro.

Warum die Rekonstruktion, die eigentlich doch ein Neubau ist, so viel Geld kostet, erklärt Pfarrer Greßler: „1885/86 wurde unsere Orgel von den Gebrüdern Poppe ausStadtroda gebaut, doch schon 14 Jahre später beim Kirchenneubau wurde das Instrument erstmals umgebaut, von Orgelbauer Ladegast aus Weißenfels“, erzählt der Pfarrer. 1967 erfolgte nach Abriss der Orgelempore in der Kirche ein größerer Umbau, und zwischen 1970 und 1983 versuchte Orgelbaumeister Siegfried Schenke ausFrauenprießnitz unter Verwendung verschiedener gebrauchter Orgelteile das Instrument zu erweitern. „Doch die damals herrschende Materialknappheit verlangte von den Orgelbauern viel Fantasie“, sagt Greßler. So wurden, um höhere Töne zu erzeugen, kurzerhand einige Pfeifen eingekürzt.

„Dass das Camburger Instrument über 150 Jahre hinweg von verschiedenen Orgelbauern bearbeitet und dadurch eigentlich verschlimmbessert wurde, war für uns die größte Schwierigkeit bei der Rekonstruktion“, räumt der Chef des renommierten Orgelbaubetriebes aus Bad Liebenwerda, Markus Voigt, ein.

2212 alte Pfeifen wurden für die neue Orgel aufwendig restauriert. Beim Blick ins wohnzimmergroße Orgelgehäuse fallen die von Voigts Baumeistern kunstvoll wieder verlängerten Pfeifen ins Auge – durch helle Holz- oder blinkende Metallteile am historischen Rumpf.

Im März hatten die Orgelbauer ihre Werkstatt auf der Empore in der Camburger Kirche aufgeschlagen. „Durch die Kälte im März haben wir drei Wochen Verzug bekommen, denn bei Temperaturen unter 10 Grad wird der Knochenleim, mit dem die Orgelbauer arbeiten, sofort fest und kann also nicht verarbeitet werden“, berichtet Greßler. Doch die Orgelbauer holten den Verzug durch Schichtarbeit wieder auf. Nun sind MeisterVoigt und seine Kollegen seit etwa vier Wochen mit der Intonation der 3000 Pfeifen beschäftigt. „Am Freitag kommt der Orgelsachverständige aus Gefell zur Abnahme des Instruments. Dann freuen wir uns nur noch auf die Orgelweihe und die Festwoche.“ Alles ist vorbereitet. Dafür haben wiederum viele fleißige Kirchgemeindeglieder und Helfer gesorgt.

 

Angelika Schimmel / 06.06.18

Z0R0150374828

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